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Ich heiße Juna Keem und befasse mich in meiner Arbeit mit Strickerei und Ölmalerei. Dabei versuche ich die Lücken zwischen den zahlreichen Welten einzufangen, die unsere moderne Welt nur so überfluten. Christlich erzogen, habe ich eine unterbewusste Überzeugung entwickelt, dass die Welt von jemandem erschaffen wurde. Durch meine Arbeit in Film und Manhwa begann ich zudem, den Begriff “Weltanschauung” ganz natürlich zu verwenden, wenn ich Dinge betrachte. Während meiner Arbeit an verschiedenen Szenarien, erkannte ich jedoch, dass “eine perfekte Welt nicht erschaffen werden kann” und folgender Gedanke drängte sich mir auf: “Könnte es nicht sein, dass Gott beim Erschaffen dieser Welt Fehler begangen hat?” Mit der Moderne kam die Erkenntnis, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Der moderne Mensch strebt heutzutage eher danach, eigene Werte jenseits etablierter Normen zu entdecken. An diesem Punkt leben wir nicht mehr in einer stabileb Welt, die uns von Gott gegeben wurde, sondern fühlen uns vielmehr, als schwebten wir in den unzähligen von uns selbst erschaffenen Welten, verlieren uns gar darin.

Wo aber stehen wir nun in dieser Realität?

Juna Keem

2023.08.27 - 09.24 │Gallery sil[]

1. Pixels
Variable size, Cotton hand knitting, 2023

Oft denke ich, dass Stricken unserem Leben ähnelt: Kleidungsstücke die aus einem einzigen Strang Garn entstehen, die Notwendigkeit Fehler/Fäden zu lösen und von vorne zu beginnen, sind nur einige dieser Analogien.

Besonders interessierte mich die Technik des Jacquarstrickens, wodurch unnatürliche Kurven entstehen, ähnlich Treppenstufen. Trotz der Vielfältigkeit an Methoden, wie Stickerei, Druck oder Patches, die kompliziert, schön oder auch praktisch sind, erkannte ich, dass Jacquardstricken so beliebt sein muss, weil es eine gewisse Lockerheit ausstrahlt.

Zugleich hatte ich das Gefühl, dass die Form denen digitaler Pixelbilder auf einem Bildschirm ähnelt.

Mein Ziel ist es, Stricken, was das analoge Medium schlechthin

darstellt, in den Prozess der Interpretation von digitaler bzw. virtueller Realität in Pixeleinheiten zu integrieren, um das kognitive System des Betrachters neu zu strukturieren.

Als ich an Manwha arbeitete, habe ich stetig darüber nachgedacht, wie ich das Publikum mithilfe der einzigartigen Symbole und Sprache des Mediums in den Bann ziehen kann. Im Laufe der Zeit hat sich die Erzählweise von Manhwa zu vertikalen Scrollformaten entwickelt, die sich von traditionellen Büchern aus Papier entfernen. In diesem Prozess erkannte ich, dass technologische Fortschritte Veränderungen in der Erzählweise des Mediums mit sich bringen, die wiederum die Art und Weite beeinflussen, wie das Publikum es wahrnimmt.

2. Fish friend
40×50cm, Cotton and acrylic hand knitting, 2023

Ich möchte die erzählerischen Elemente der Massenmedien visualisieren und in eine malerische Sprache transformieren. 
In meiner aktuellen Arbeit <Pixels> fokussiere ich auf zwei Aspekte: die Ähnlichkeit zwischen Jacquardstrickerei und Pixelbildern sowie die Form der sporadischen Rückseiten der Stücke. Das zentrale Thema des Werkes handelt von der Vorstellung, dass “eine perfekte Welt nicht existieren kann.” 

Es umfasst dabei keine pessimistische Perspektive, sondern eher eine Zuneigung für Menschen, die sich bemühmen, ihr Leben trotz Unvollkommenheiten aufzubauen. Ich habe dieses Gefühl eingebunden, indem ich über eine Installationsmethode nachgedacht habe, die es ermöglicht, sowohl die Vorder- als auch die Rückseite des Stücks zu zeigen. Ich wünsche mir, dass, auch wenn die Realitäten oder virtuellen Welten, die wir erschaffen, nicht perfekt sein mögen, die Welt eines jeden Menschen ihre einzigartige Schönheit trägt.

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